Zwanzig Single-Frauen, ein Bus und acht deutsche Dörfer. Das klingt nicht nur nach einer befremdlichen Kombination, sie ist es auch. In seiner neuen täglichen Sendung Ein Bus voller Bräute, wirft VOX nicht nur alles an Kuppel-Formaten zusammen, was das deutsche Privatfernsehen momentan zu bieten hat, sondern bedient damit auch noch kräftig Vorurteile. Was Jochen Schropps Aufgabe in all dieser Belanglosigkeit ist, bleibt unterdessen unklar.
Doch noch einmal ganz von vorn. Der Sender VOX experimentiert nun schon seit einiger Zeit mit seinem Daytime-Programm, was bereits die ein oder andere Kuriosität hervorbrachte. Aktuell ist dies eine Adaption des norwegischen Formats Babes on the Bus. Zwanzig Single-Frauen aus der Stadt fahren von Dorf zu Dorf und bleiben dort, sollten sie auf ihre große Liebe treffen. Ziel ist es nach acht Wochen und acht Dörfern alle Frauen verkuppelt zu haben. Wirklich spannend klingt das nicht.
Am Anfang fiel mir vor allem die Ähnlichkeit zum Bachelor auf. Zwanzig Frauen stellen sich einzeln drei Männern vor, die angeblich vom „Dorfobersten“ ausgewählt worden – tatsächlich war es wohl eher die Casting-Abteilung von Endemol. Zwischendurch gibt es kleine Einspieler, die die Protagonistinnen und willigen Männer einzeln vorstellen sollen. Das allein hat schon die Hälfte der Sendung eingenommen und nicht gerade zur Spannung beigetragen. Zumal die Frauen nicht, wie im Original, sonderlich tough und erfolgreich rüberkommen.
Vor allem die Zweitverwertung einer Kandidatin aus der letzten Staffel von Schwiegertochter gesucht festigte bei mir diesen Eindruck. So hatte sich Maria noch vor einigen Wochen völlig übertrieben an den Friseur Sven rangemacht und ist jetzt erneut im TV auf der Suche? Schon deswegen fällt es mir schwer das Format auch nur ansatzweise ernst zu nehmen.
Danach durften allerdings, im Gegensatz zum Bachelor, die Frauen auswählen mit welchem Mann sie den kommenden Tag verbringen möchten. Dann ist wieder alles beim Alten und den Rest der Folge verbringt der Junggeselle mit seiner Schar an Frauen. Einer beim Rodeln, der andere beim Curling und ein letzter in einer Kneipe. Wer einfach vor die Tür geht, sieht spannendere Dinge.
Dass diese Junggesellen alle in Tracht auftreten und einen teils so unverständlichen Dialekt sprechen, dass sie untertitelt werden müssen, ist sicher Zufall. Genauso, dass alle fünf Minuten betont werden muss, wie sehr Tussi und geschminkt die Frauen aus der Stadt doch seien. Wer hier an Bauer sucht Frau denkt, liegt sicher falsch.
Was am Ende bleibt sind viele Stereotypen und das Gefühl von unendlicher Langeweile, wenn ich bedenke, dass Ein Bus voller Frauen acht Wochen lang täglich laufen soll. Denn um mit Schwiegertochter gesucht mitzuhalten, sind die Protagonisten zu normal, für den Bachelor haben die Männer ein zu kleines Ego.
Achso, und dann ist da ja noch Jochen Schropp, der laut VOX diese Sendung moderiert, doch irgendwie nicht im Gedächtnis bleibt. Der einzige Moment mit ihm, an den ich mich bewusst erinnere, zeigt ihn lachend vor der Scheibe eines Restaurants, in dem sich gerade einer der Junggesellen mit seinen Frauen vergnügt. Wirklich notwendig sind diese – offensichtlich nachträglich gedrehten Bilder – allerdings nicht.
Ein Bus voller Bräute – Seit 27. Februar 2012 täglich 15 Uhr auf VOX.