Am 30. April 2012 hat der Digitalkanal EinsPlus mit einer Programmoffensive begonnen, die ein deutlich jüngeres Publikum ansprechen soll, als dies bislang der Fall war. So ist das erklärte Ziel vor allem die 14-29-jährigen Zuschauer zu erreichen. Interessanterweise klingt das nicht nur wie der Start von ZDFneo, auch inhaltlich lassen sich einige Parallelen ziehen. Dabei geht es vor allem um die Zeit zwischen 20:15 und 0:15 Uhr. Einige Formate werden erst in dieser Woche Premiere feiern, doch was den Zuschauer in Woche eins geboten wurde, soll hier natürlich nicht verschwiegen werden. Neben bereits bekannten Sendungen wie in.punkto, Es geht um mein Leben, Walulis sieht fern und SWR3 latenight gibt es nämlich zahlreiche Neustarts.
BEATZZ
BEATZZ ist, wie der Name sicher vermuten lässt, ein Musikmagazin. Moderatorin Sandra Jozipovic, die man auch schon von DASING.tv kennt, wird von vielen schnelle Schwenks und Zooms durch vollgesprayte Gänge und Räume begleitet, während sie Beiträge anmoderiert, die weit weniger hektisch und zwanghaft auf jung getrimmt sind. Handwerklich und inhaltlich sind diese wirklich top und ich hab gut informiert gefühlt. Jedoch kamen sie mir eher wie aus Aspekte oder Tracks stammend vor – was vielleicht kein Zufall ist, da zumindest Letzteres von derselben Firma produziert wird. Die Moderationen selbst, sowie einige der Rubriken (News, Top 5) erinnerten wiederum an Sendungen wie GameOne oder Moviacs. So wurden die Moderationen eben auch ab und zu durch kurze Clips unterbrochen. Was allerdings ein Beitrag über die Parfümdüfte der Stars in einem Musikmagazin zu suchen hatte, blieb mir dann doch ein Rätsel.
Insgesamt wirkte BEATZZ vor allem sprachlich eher wie eine Radiosendung. Und ganz überraschend war das Format im Neuen Schema auch nicht, denn ZDFneo hat eine ganz ähnliche Sendung zum Start: neoMusic. Selbst das Konzept unter demselben Label Konzertaufzeichungen zu später Stunde (23:45 Uhr) auszustrahlen ist nicht neu.
BEATZZ, immer montags 20:15 Uhr, EinsPlus
Klub Konkret
Moderatorin Franziska Storz moderiert im Bambule-Stil mit emotionslosem Gesicht Themen, wie Demokratie im Netz oder Rechtsradikalismus an. So könnte man Klub Konkret auf den ersten Blick bezeichnen und täte dem Format damit sehr Unrecht. Denn jede Sendung hat bislang einen interessanten Talkgast zu einem Dachthema, der eben nicht mit Floskeln um sich wirft, und zwei bis drei Beiträge, die das jeweilige Thema reportagig sehr gut vertiefen. Die Gäste selbst sind meist direkt betroffen, wenn ein Demonstrant vom Tahir-Platz über Demokratie oder ein rechtsradikaler Aussteiger über die Szene spricht.
Ebenfalls wird, wie bei Bambule, viel auf Moderationen im Laufen und coole Einblendungen gesetzt. Die meiste Zeit wird aber in irgendeiner Kneipe Bier getrunken und geredet. Auf jeden Fall ein spannendes und informatives Format, wenn man sich nicht vom ersten Eindruck abschrecken lässt.
Klub Konkret, immer mittwochs 20:15 Uhr, EinsPlus
Quiz@Home
Bei Quiz@Home besucht Pierre M. Krause in einer vorher bestimmten Stadt zwei WGs, die zuerst einzeln Fragen in ihrer jeweiligen Wohnung beantworten müssen, danach gegeneinander antreten, um den Gewinn weiter zu erhöhen.
Zwischendurch läuft Pierre durch die austragende Stadt – in diesem Fall München – und befragt im Stil von Ahnungslos oder Keine Ahnung spontan Passanten, die bei richtiger Antwort Geld bekommen.
Leider wirkt die Sendung sehr günstig produziert und sieht aus wie Studentenfernsehen. Das fängt beim Weißabgleich an, zieht sich durch die sonstige Kameraarbeit und die teilweise ungünstigen Lichtverhältnisse. Dafür weiß der Charme und Wortwitz von Moderator Pierre M. Krause zu überzeugen – so man ihn denn mag.
Als ähnlich spontanes Quiz-Format musste ich zuerst auch wieder an Iss oder quizz bei ZDFneo denken. Die Atmosphäre des Nicht-Perfekten ist ähnlich, die Regeln und das Setting natürlich komplett anders.
Quiz@Home, immer donnerstags 20:15 Uhr, EinsPlus
Mission Mittendrin
Mission Mittendrin handelt davon, dass Reporter Steffen König irgendwo ausgesetzt wird und dann verschiedene Aufgaben, von denen eine die Hauptaufgabe zu sein scheint, bekommt. In der ersten Folge war dies Surfen, nebenbei sollte er Motorcross-Fahren lernen, sich umstylen und Autogramme geben.
Ständig wird mit Sätze wie: „Steffen muss surfen üben, unbedingt. Denn was er bis jetzt drauf hat, sieht noch nicht wirklich nach Surfen aus.“ und: „Nur noch einen Tag Zeit, dann muss Steffen beweisen, dass er eine Welle reiten kann.“ Druck aufgebaut. Wirkliche Konsequenzen für ein eventuelles Versagen gibt es jedoch nicht. So wie man es etwa von Elton vs. Simon kennt.
Steffen König selbst wirkt eher blass. Das fiel vor allem auf, als in der Sendung Florian Stangl eingeführt wurde, der in einem VW Transporter nur für das Surfen lebt und von Küste zu Küste reist. Dessen Geschichte hätte mich in diesem Moment viel mehr interessiert. Außerdem wird bemüht auf cool und jugendlich getextet und geschnitten. So wird der englische Satz „If it
looks too bad, it’s die ocean’s fault“ mit: „Der Ozean ist schuld, wenn es scheiße aussieht.“ übersetzt und im Off-Text auch mal das Wort „verkackt“ benutzt.
Die Sendung wirkt insgesamt wie eine uninspirierte Kopie von Herr Eppert sucht … auf ZDFneo, der ähnlich direkt Erfahrungen sammelt, dabei aber wesentlich weniger Wert auf sich selbst, sondern die
besuchten Personen und deren Geschichten legt, was auch für den Zuschauer einen deutlich größeren Mehrwert bietet.
Mission Mittendrin, immer freitags 20:15 Uhr, EinsPlus
Waschen. Schneiden. Reden
Die drei Friseure Frank, Achim, Nuri schneiden Haare und unterhalten sich nebenbei mit ihren Kundinnen und, ja, auch Kunden. Viel mehr passiert dann auch nicht mehr. Wer das schon im Alltag nicht zu schätzen weiß, wird auch hiermit nichts anzufangen wissen. Einzig etwas weniger Tiefenschärfe hat die Sendung im Vergleich zum normalen Leben. Das wiederum sieht ganz schick aus, kann aber auch nicht über den Inhalt hinwegtäuschen.
Waschen. Schneiden. Reden, immer samstags 20:15 Uhr, EinsPlus
Ausflug mit Kuttner …
Sarah Kuttner ist mit Prominenten auf Sonntagsausflug und redet mit ihnen über ihr Leben. Diese Ausflüge reichen vom Kart-Fahren bis zum Museumsbesuch.
Die erste Staffel hatte insgesamt drei Folgen, es wurde bislang aber nur eine – die mit Lena Meyer-Landrut – im Mai 2011 ausgestrahlt. Die anderen Folgen kommen jetzt, zusammen mit denen der zweiten Staffel auf EinsPlus.
Die Sendung ist optisch sehr schön gedreht und baut auf das Miteinander der beiden Stars auf. Dazu stellt Sarah ein paar vorbereitete Fragen, größtenteils ist sie aber sie selbst und stellt ihre eigenen Befindlichkeiten vor die des Gastes. Das trägt die Sendung, wenn sie beispielsweise Til Schweiger die Hälfte der Zeit vorhält ihn beim Kickern geschlagen zu haben. Mag man sie als Person nicht, führt das aber auch dazu, dass man die Sendung nicht einmal wegen des Gastes schauen würde.
Man erfährt zwar nicht die intimsten Neuigkeiten der Gäste, doch lernt man sie auf eine menschliche Art kennen, die für das Bild im Kopf des Zuschauers – ähnlich wie bei Durch die Nacht mit – auch mal interessant ist.
Ausflug mit Kuttner …, immer sonntags 20:15 Uhr, EinsPlus