Paar Love zeigt, wie viel Spaß Gameshows mit Normalos mache können. (Foto: Sat.1 / Willi Weber)
Paar Love zeigt, wie viel Spaß Gameshows mit Normalos mache können. (Foto: Sat.1 / Willi Weber)

Moderne Fernsehnostalgie : Paar Love und Ralf Schmitz sind ein echter Glücksgriff für Sat.1

Mit der Gameshow Paar Love, aber vor allem mit Moderator Ralf Schmitz, hat Sat.1 nach langer Zeit mal wieder einen echten Glücksgriff gelandet. Die unterhaltsame Kombination aus Normalo-Kandidaten und Wortwitz wirken erfrischend anders und erinnern zugleich an die Gameshows der 90er.

Sat.1 hat in den letzten Jahren mehrfach eindrucksvoll bewiesen, dass der Sender das Gefühl für das eigene Publikum – vielleicht sogar für gutes Fernsehen – verloren hat. Auch die personellen Entscheidungen waren mitunter fragwürdig und wenig erfolgsträchtig. Seien es Julia Leischik, Oliver Pocher oder zuletzt Birgit Schrowange. Beim Publikum zünden wollten die Neustarts nicht wirklich und inhaltlich wirkten die Sendungen auch wenig inspirierend.

Mit Ralf Schmitz ist dem Sender aber ein echter Glücksgriff gelungen: Hatte er sich bei RTL noch zu später Stunde als quotenbringender Dating-Profi bei „Take Me Out“ bewiesen, darf er beim Bällchensender mit der inzwischen schon zweiten Staffel der GameshowPaar Love“ seine Menschenkenntnis unter Beweis stellen. Und das inzwischen zur besten Sendezeit. Schon bei RTL hatte Schmitz gezeigt, wie man frech und doch würdevoll mit Normalo-Kandidaten umgehen muss. Kaum ein anderer Moderator in Deutschland hat es so perfektioniert, die Macken und Spleens von Kandidaten herauszuarbeiten und dann trotzdem mit und nicht über sie zu lachen.

Ralf Schmitz lässt die Kandidaten bei Paar Love glänzen

Doch erstmal von vorn: Bei Paar Love (vormals „Paar Wars“) treten drei Paare in acht Spielen gegeneinander an. Dabei erspielen sie sich die maximale Gewinnsumme von 100.000 Euro Stück für Stück selbst, bevor sich im neunten Finalspiel entscheidet, wer mit seiner erspielten Summe nach Hause geht.

Dem großartigen Casting ist es zu verdanken, dass alte und junge Paare, abgedrehte Swinger aus Berlin, Heimchen aus der sächsischen Provinz oder auch feurige Italiener dabei sind. Alle dürfen in der Sendung strahlen. Und das ist über weite Strecken vor allem Ralf Schmitz zu verdanken.

Ein paar Beispiele: Ist der Mann eines Paares ein riesiger Fan von Star Trek und Star Wars mit unzähligen Modellspielzeugen zu Hause, fragt er natürlich „Bist du verrückt?“ – nicht den Mann, sondern die Frau. Schließlich sei er ja selbst großer Star-Wars-Fan und würde gern mal „zum Spielen“ vorbeikommen. Das Augenzwinkern in beide Richtungen liegt förmlich in der Luft.

Eine andere Kandidatin hat einen großen Ronaldo-Pappaufsteller zu Hause, den sie bisweilen sogar mit ins Bett nimmt. Ralf Schmitz macht sich regelmäßig einen Scherz daraus die Kandidatin zu fragen, ob sie Ronaldo oder ihren eigenen Partner in bestimmten Situationen bevorzugen würde. Schließlich wird der Aufsteller nach einer verlorenen Spielrunde zerstört. Doch am Ende gewinnt das von Ronaldo befreite Paar mit bestem Teamwork sogar die Show.

Die Zuschauer lernen die Paare ehrlich kennen

Das Format spielt aber auch darin seine Stärken aus, dass das Konzept immer wieder für neue Konstellationen sorgt: Mal treten alle drei Paare zusammen, mal nur zwei oder ein Paar allein in einer Spielrunde an. Das sorgt für ständig wechselnde Dynamiken. Auch klassische Quizrunden gibt es so nicht. So muss etwa die Partnerin Wissensfragen beantworten, den Punkt gibt es aber nur, wenn der Partner richtig tippt, ob sie die Frage korrekt oder falsch beantwortet hat.

Überhaupt geht es in vielen Spielen nicht um die klassischen Game-Show-Talente, sondern vielmehr darum, wie gut sich die Paare kennen. Wie erklärt man der Schwiegermutter am Telefon, wo in der Wohnung ein gewisser Gegenstand zu finden ist? Wie erkennt man die Nase des eigenen Partners – neben vier anderen Nasen? Kann einer die Lieblingssongs des anderen korrekt mitsingen?

So lernt man die Paare gleichzeitig auch in ihrer ganz eigenen Dynamik kennen. Ralf Schmitz nimmt die Bälle, die dabei gespielt werden, dankend auf, um kuriose Macken oder witzige Aussagen hervorzuheben und die Kandidaten damit zu konfrontieren.

Paar Love fühlt sich an wie die 90er – wenn sie heute wären

Als Zuschauer fühlt man sich, als würde man ein befreundetes Paar auf einer Party beobachten und gleichzeitig neu kennenzulernen.

Das alles macht es wirklich schwer, die Sendung Paar Love nicht zu mögen. Zumal sie sich angenehm von Sendungen abhebt, in denen die ewiggleichen Promi-Paare mit oder gegeneinander antreten. Jedes Mal gibt es bei Paar Love drei frische Normale-Paare – und das ist auch gut so. Paar Love fühlt sich an, wie die die klassischen 90er-Gameshows wie Traumhochzeit oder die 100.000-Mark-Show. Allerdings gekonnt in die Moderne geholt und zeitgemäß produziert.

Es wäre schön, wenn auch Sat.1 das erkennt und auch an anderen Stellen wieder ein Gefühl für gute und moderne Familienunterhaltung bekommt. Zu wünschen wäre es. Dem Sender, aber vor allem den Zuschauern.