Was habe ich mich auf die neuen Folgen von Rach, der Restauranttester gefreut. Endlich ist Christian Rach wieder zurück zu seinen TV-Wurzeln. Idealerweise um da anzusetzen wo er 2013, mit seinem Abgang zum ZDF, aufgehört hatte. Meine Erwartungen waren groß, die Enttäuschung noch viel größer.
„Hier bin ich, ich hab ’ne Schürze mitgebracht.“ Christian Rach ist zurück bei RTL. Gut, eigentlich ist er das schon seit September 2015. Doch Rach undercover (2015) und Rach sucht: Deutschlands Lieblingsrestaurant (2016) wollten und konnten nicht so recht an die alten Erfolge als Restauranttester anknüpfen. Nach etwas Wartezeit ist er jetzt endlich mit seiner alten Sendung zurück. Zunächst mit fünf neuen Folgen. Doch ausgerechnet die erste Folge wollte nicht so recht da anknüpfen, wo das Format 2013 einst aufgehört hat.
Menschlich und keine Angst auch selbst mal anzupacken, so kennt man Christian Rach, den Restauranttester. Diese Tugenden hat er auch im China King in Hamburg wieder unter Beweis gestellt. Nur ums Kochen und Essen an sich ging es dabei nur am Rande. Statt erst einmal anzukommen, das Essen zu testen und zu überlegen, wo man bei dem Restaurant von Phung Banh schrauben könnte, stürzt er sich dieses Mal direkt ins Geschehen, hilft in der Küche und betrachtet das Essen allenfalls oberflächlich.
Seelenstriptease, statt Restaurantbetrieb
Genau das setzt aber auch den Ton für den Rest der Folge: Sofort wird klar, dass die hauptberufliche Gynäkologin Phung Banh heillos mit dem Führen eines Restaurants überfordert ist. Der Laden ist schmutzig, im Service gibt es nur einen gescheiterten Opernsänger und die Gäste beschweren sich schon beim ersten Besuch Rachs über das Esseb. Und so geht es immer weiter: Der Bruder der Inhaberin ist schwerkrank, sie hat nie wirklich kochen gelernt und eigentlich gibt es in diesem Restaurant überhaupt keinen Ansatzpunkt.
Entsprechend fasst Rach den Status zusammen: „Das ist wahrscheinlich die größte Baustelle, die ich je hatte.“ Doch statt den Laden einfach dicht zu machen, nimmt er ihn kurzerhand unter seine Fittiche. Er holt einen Koch, der auch einmal für ihn selbst gearbeitet hat, stellt eine neue Restaurantleiterin an, ändert die Karte und den Namen, lässt Handwerker die Küche sanieren. All das, was in einer Art Katharsis die Restaurantbetreiber früher selbst erleben sollten, übernimmt er für Phung Banh, die Chefin des China King. Entsprechend langweilig ist dann auch das Probeessen, bei dem freilich allen die neue Küche schmeckt. Schließlich schmeißt Rach gerade den Laden und die Inhaberin wird allenfalls zur Mäzen im Hintergrund.
Die Inhaberin wird von Rach einfach mitgeschleift
Einerseits zeigt das die Seite an Rach, die ich mag: Er packt an, zeigt Einfühlungsvermögen und will offenkundig das Beste für seinen Schützling. Andererseits wird diese aber hier völlig aus der Verantwortung genommen. Für Tränen und die dramatische Lebensgeschichte kann sie herhalten. Was es bedeutet den Wandel aus eigenem Antrieb anzustoßen und die Idee mit voller Überzeugung aufzunehmen, lernt sie nicht. Sie wird sie eben einfach mitgeschleift.
Das zeigt sich dann auch das Ende der ersten Folge, als Phung Banh den von Rach engagierten Koch entlässt. Es habe menschlich nicht gepasst. Aber wie hätte sie das auch wissen sollen? Ein echtes Vorstellungsgespräch und ein Kennenlernen vorab gab es schließlich nicht. So rekapituliert Rach dann auch: „Ich bin mit meiner Idee für dieses Restaurant gescheitert“ – richtig, mit seiner Idee und nicht mit den Ideen der Inhaberin.
Ich hoffe sehr, dass die Staffel sich in den kommenden Wochen wieder auf die Stärken des Formats und seines tollen Protagonisten besinnt. Dramatische menschliche Schicksale ausbeuten kann die Konkurrenz von RTL2 und Kabel Eins sowieso besser. Rachs Stärken liegen woanders – und ich hoffe das wissen die Produzenten und RTL auch, sonst könnte das eines der letzten eigenen Formate gewesen sein, in dem wir Christian Rach sehen. Und das wäre wirklich schade.
Rach, der Restauranttester, immer montags, 21:15 Uhr