Nicht erst seit der Diskussion um die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei Wetten dass, stellt sich mir schon eine ganze Weile die Frage: Welche echten Showmaster hat das deutsche Fernsehen überhaupt noch? Klar, es gibt viele, auch junge, Moderatoren, die durch die immer größer werdende Zahl an Sendungen im Programm führen. Doch ein echter Showmaster ist für mich nicht darunter. Doch sollte man bei dieser Diskussion vielleicht beim Ursprung des Wortes Showmaster beginnen …
Denn Showmaster ist nicht, wie es die beiden Begriffe „Show“ und „Master“ vermuten lassen, ein englisches Wort, sondern ein Kunstwort, das offenbar durch Rudi Carrell geprägt wurde. So sang er einst Showmaster ist mein Beruf und nahm damit sich selbst und das was er tat auf unterhaltsame Art auf die Schippe.
Ganz gleich, ob er den Begriff nun erfunden hat, geprägt hat Rudi Carrell ihn im deutschen Fernsehen ganz ohne Zweifel.
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Ein Showmaster moderiert nicht einfach nur eine Sendung, er unterhält das Publikum – und das auf vielfältige Art und Weise. Er führt durch die Show, spielt in Sketchen mit, kann singen und vor allem kann er aus jedem zufälligen Moment ein Ereignis für das Publikum machen. Dabei ist es egal, welches Alter die Zuschauer haben. Das zeichnet zumindest für mich einen echten Showmaster aus.
Doch wer bleibt da in der aktuellen Fernsehlandschaft, der diesem Begriff in irgendeiner Weise entspricht? Als Erstes fallen mir nur Namen aus der Vergangenheit wie Peter Alexander, Hans-Joachim Kulenkampff und Harald Juhnke ein. Erst dann kommen auch Assoziationen zu Thomas Gottschalk, Hape Kerkeling und ja, manchmal auch Harald Schmidt. Doch gerade bei den letzten dreien sieht man mittlerweile – sicher auch wegen des Alters – immer mehr Ermüdungserscheinungen. Schmidt wirkt oft lustlos, Gottschalk bereitet sich nicht auf seine Gäste vor und bleibt oberflächlich und Kerkeling macht kein Projekt länger als zwei Jahre am Stück.
Einzig Florian Silbereisen versucht die klassischen Talente eines Showmasters, vom Singen bis zum Sketch, unter einen Hut zu bringen und wirkt dabei durchaus motiviert. Einzig spricht er mit seiner – für mich – oft gekünstelten Art und dem übertriebenen Frohsinn nicht das junge Publikum an.
Betrachtet man diese Situation einmal anders herum, gibt es aber auch immer weniger große, klassische Samstagabendshows, mit denen der Begriff Showmaster nun einmal unweigerlich verbunden ist.
Sicher spielt der Siegeszug des Privatfernsehens hier eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Denn betrachtet man mal die großen Samstagabendformate, sind dies fast ausschließlich öffentlich-rechtliche Sendungen wie Dalli Dalli, Einer wird gewinnen, Am laufenden Band und aktuell immer noch Wetten, dass ..? Im Privatfernsehen blieben, nach anfänglichen Experimenten, nur noch Formate wie: Die ultimative Chartshow, Der große IQ-Test oder Deutschland sucht den Superstar übrig. Diese brauchen keinen Showmaster, sondern lediglich einen Moderationsroboter und werden dazu noch wie am Fließband produziert. Traurig daran ist: Auch die Öffentlich-Rechtlichen kopieren derartige Sendungen, nennen es Der klügste Deutsche, Die beliebtesten Berge Hessens oder Die große Show der Naturwunder.
Somit ist und bleibt Wetten, dass ..? die letzte klassische Samstagabendshow. Einzig Schlag den Raab erreicht für mich annähernd diesen Status, wird aber auch immer repetitiver, vor allem aber fordert es dem Moderator nicht das volle Spektrum der Talente eines echten Showmasters ab, steht doch nicht er, sondern immer noch Raab im Mittelpunkt.
Hinzu kommt der Trend, Unterhaltung in vielen kleinen Happen, zum Beispiel auf Youtube, zu konsumieren. Kaum noch ein junger Zuschauer ist bereit sich konzentriert drei oder gar vier Stunden vor den Fernseher zu setzen. Wenn doch, muss die Unterhaltung dann genauso schnell, bekömmlich und am besten vorgekaut sein. Wann muss ich lachen? Habe ich das jetzt gut oder schlecht zu finden? Früher war Fernsehen am Samstagabend ein Event, heute ist es zumeist Berieselung.
Wo sollen also neue Showmaster herkommen, die eine Sendung wie Wetten, dass ..? weiterführen könnten, wenn sich das Konsumverhalten, damit aber auch das adäquate Heranziehen neuer Talente – selbst in den Öffentlich-Rechtlichen – derart verändert hat?
Selbst neue Showideen werden aus dem Ausland übernommen, stark formatiert und so in ein Schema gepresst, dass gar kein Platz für einen Moderator bleibt, sich zu seinem Showmaster zu entwickeln.
Sicher zeigen Joko und Klaas, Eckart von Hirschhausen, Matthias Opdenhövel oder Anke Engelke gute Einzelleistungen – doch momentan ergäben nur alle zusammen für mich einen echten Showmaster. Einzeln fehlt ihnen entweder das Charisma, die Vielseitigkeit oder einfach der Witz, um generationsübergreifend genauso zu faszinieren, wie es Rudi Carrell oder ein Peter Alexander taten.
Zwar würden diese heute sicher auch nicht mehr das gesamte Publikum erreichen, doch haben sich deutsche Shows in den vergangenen Jahren sowieso derart verändert, dass es eigentlich keine Showmaster mehr bedarf. Dies fällt jetzt nur umso mehr auf, weil Thomas Gottschalk des letzte sinkende Schiff der klassischen Samstagabendunterhaltung verlässt.
Für mich das Ende einer Ära. Der Ära des Showmasters.