Immer mehr Firmen wollen mein Geld – auch im Internet. Netflix, Amazon, Spotify und aktuell immer mehr journalistische Produkte: Zeitschriften, Zeitungen, Blogs. Was über Jahrzehnte gratis war, soll jetzt auch im Netz Geld kosten. Das würde ich auch gern bezahlen, wenn es manchmal nicht so verdammt kompliziert wäre.
Es ist nur fair, dass Produkte im Internet genauso bezahlt werden müssen wie in der Offline-Welt. Was für mich nicht fair ist, sind oft die Methoden, wie das Geld den Besitzer wechselt. Am Kiosk kaufe ich mir eine Zeitung, im Plattenladen eine CD und dann kann ich die bar oder mit meiner Girocard bezahlen. Online soll ich mich jedes Mal neu registrieren, muss die passende Zahlungsart aussuchen und am Ende aufpassen, dass ich nicht versehentlich ein Abo abgeschlossen habe.
Aber warum? Zehn Dinge, die ich mir für Bezahlinhalte im Netz wünsche.
1. Ich will nicht für jede Kleinigkeit ein Abo abschließen müssen
Manchmal will ich genau einen Song, einen Film oder einen Artikel lesen. Was nützt mir ein Abo, wenn ich genau dieses einen Artikel eine Lokalzeitung lesen möchte, die dann auch noch am anderen Ende des Landes erscheint? Wozu brauche ich ein Spotify-Abo, wenn ich mir genau ein Album für die lange Autofahrt in den Urlaub auf CD brennen möchte?
Abos einzelner Produkte können praktisch sein. Parallele Abos von zehn verschiedenen Zeitungen – nur weil ich dort jeweils einen Text lesen will – ergeben für mich keinen Sinn. Bei Preisen zwischen 10 und 20 Euro pro Monat kann ich es mir schlicht nicht leisten.
2. Inhalte müssen einfach zu bezahlen sein
Lasst mich doch bitte so bezahlen, wie ich es als Kunde möchte – aber bitte nicht so, wie es für eure Programmierer am leichtesten umzusetzen ist. Für mich ist Paypal die Girocard des Netzes, von mir aus auch noch das Lastschriftverfahren. Kreditkarte, Paydirekt, Giropay und wie sie alle heißen, sind mir aber reichlich egal.
Idealerweise kann ich sofort bezahlen, bekomme mein Produkt, brauche keine extra Bestätigung per Post-Ident, Briefpost oder Mail. Ich will doch nur so schnell wie möglich ans Ziel.
3. Wenn schon Abo, dann mit einfacher Kündigungsoption
Ich mag keine langen Knebelverträge mit undurchsichtigen Kündigungsfristen und bösen Überraschungen nach zwei Jahren. Seid fair, lasst mich über ein Online-Interface jederzeit kündigen oder das Abo pausieren. Das funktioniert zum Beispiel bei Netflix und Spotify echt prima. Dadurch habe ich die Sicherheit: Wird es den nächsten Monat mal finanziell eng oder weil ein langer Urlaub ansteht, kann ich (für mich) unnötige Zahlungen stoppen. Wenn ich mit den Inhalten zufrieden war, komme ich sowieso wieder – oder spätestens für die nächste Staffel Dark. Ein No-Go ist die schriftliche Kündigung per Post bei einem digital abgeschlossenen Abo.
4. Wenn schon Abo, dann mit einem Mehrwert
Ein digitales Abo heißt für mich, dass ich auch für ein Plus an Service bezahle. Bei Netflix ist es für mich die nahtlose Verfügbarkeit auf mehreren Geräten. Bei Spotify ist es für mich die Werbefreiheit und die personalisierte Playlist „Your Daily Drive“, die Musik und Nachrichten für mich aufbereitet. Bei Zeitungen sind es exklusive Vorabartikel, digital aufbereitete Themen-Serien oder eingesprochene Artikel zum nachhören. Also Abonnent will ich mich immer auch etwas besonders fühlen.
5. Klare Preisgestaltung ohne Tricks im Kleingedruckten
Seid fair! Wie viel zahle ich pro Monat? Wie viel kostet ein Einzelinhalt? Warum und wann wird mein Abo teurer. Nichts ist schlimmer als unschöne Überraschungen auf der Abrechnung. Darum wünsche ich mir von Anfang an offene Karten.
Bei Netflix wird meist Wochen vorher per E-Mail angekündigt, dass die Preise steigen werden. Bei Blendle sehe ich auf den ersten Blick wie viel ein Artikel kostet – wenn ich mich doch verklickt habe, kann ich ihn innerhalb weniger Minuten zurückgeben. Wichtig ist nur, dass ich jederzeit die Kontrolle und Entscheidungsgewalt darüber habe, wie viel ich ausgebe oder ausgeben werde.
6. Ein schneller Checkout
Wenn ich nur einmal bestelle, will ich nicht erst ein Kundenkonto erstellen. Eine Gastbestellung ist für mich Pflicht, um einen Checkout nicht frustriert abzubrechen. Ich will nicht erst per Mail meinen Account bestätigen müssen, bevor ich mir eine MP3 oder einen Artikel herunterlade. Ich will auch nicht zig persönliche Daten ausfüllen müssen, um am Ende nie wieder auf der Seite vorbeizuschauen. Genau das sind Hemmschwellen, die ich oft nicht bereit bin zu nehmen.
7. Haltet mich gern per Newsletter auf dem Laufenden – aber nervt nicht
Infos darüber, dass bald abgebucht wird, dass das Abo teurer wird oder dass es ein neues Feature gibt, finde ich super. Sonderangebote, Affiliate-Links oder was meine Freunde für Serien schauen nicht wirklich. Gebt mir als Nutzer die Kontrolle darüber, wie und wegen welcher Dinger ihr mich kontaktieren dürft und alle sind glücklich.
8. Nehmt mir Inhalte nicht plötzlich wieder weg
Was mich bei Netflix am meisten nervt, sind Filme oder Serie auf meiner Liste stehen und wenn ich sie dann schauen möchte wortlos verschwunden sind. Auch wenn ich ein digitales Album oder einen Zeitungsartikel gekauft habe, möchte ich die auch in einem Jahr noch herunterladen oder darin stöbern können.
9. Kommunikation auf Augenhöhe
Es gibt immer mal Probleme oder Nachfrage. Was ich dabei hasse, sind automatische Chatbots. Mindestens genauso hasse ich Callcenter, die leere Versprechungen machen und ich am Ende keine schriftliche Vereinbarung in der Hand habe. Lieber warte ich ein zwei Tage auf eine Antwort per Mail oder auf einer Facebook-Seite. Ich weiß es zu schätzen, wenn das Gegenüber Ahnung hat, nicht in vorgefertigten Blöcken antwortet und tatsächlich Entscheidungsgewalt bei Problemen hat. Solche Kleinigkeiten sind es, die eine Marke prägen und die mich wiederkommen lassen.
Tolle Erlebnisse habe ich hier früher zum Beispiel mit dem Twitter-Account von Blendle oder der telefonischen Produktberatung von Thomann gemacht.
10. Ständig das eigene Angebot hinterfragen und verbessern
Ein Webprojekt ist niemals fertig. Ständig gibt es neue Technologien, Zahlungsmethoden oder Schwerpunktinhalte. So banal es klingt: Ein digitals Produkt entwickelt sich mit den Nutzern und den Ansprüchen der Zeit immer weiter. Wer das verpasst, bleibt irgendwann auf der Strecke.