Einfach mal wieder entfolgen

Nervige Social-Media-Accounts : Mehr Mut zum Unfollow

Kennt ihr diese Accounts, denen man schon immer folgt. Auf Facebook, Twitter oder Youtube habe ich einige davon. Im besten Fall sind das Accounts, die ich immer noch gut finde. Im schlimmsten Fall sind es Accounts, über die ich nur noch schnell hinwegscrolle, wenn sie in meinem Feed auftauchen. Aber muss das wirklich sein? Ich finde: Nein.

Irgendwie war es ja auch schon immer so. Schon früher konnte ich mich nur schwer von alten Visitenkarten oder Einträgen in mein Handy-Telefonbuch trennen: Ich könnte die Kontakte ja irgendwann noch einmal gebrauchen. Nun liegen diese Nummern und Adressen stumm auf meinem Schreibtisch oder im Telefonspeicher herum. Anders sieht es mit Social-Media-Accounts aus. Die schreien mir weiterhin täglich ins Gesicht, auch wenn ich das was sie sagen, gar nicht mehr gut finde.

TV total postet Affiliate-Links für eine Auto-Seite (Screenshot: Facebook / TV total, 12.06.2017)
TV total postet Affiliate-Links für eine Auto-Seite (Screenshot: Facebook / TV total, 12.06.2017)

Bei mir sind es vor allem Firmen-Accounts, mit denen ich mich einmal identifizieren konnte jetzt aber nur noch darauf warte, dass sie wieder so gut werden wie früher. In vielen Fällen wechseln die Social-Media-Verantwortlichen, manchmal auch der komplette Eigentümer und plötzlich sind Marken wie etwa Giga, GameOne oder TV total gar nicht mehr so toll. Der eine postet nur noch Clickbaits, der andere verkauft Postings an Werbepartner oder es werden plötzlich komplett andere Themen behandelt.

Irgendwann hört auch die digitale Freundschaft auf

Noch schlimmer ist es im persönlichen Umfeld. Ich glaube, jeder hat irgendwelche Facebook-Freunde mit denen er irgendwann einmal mehr zu tun hatte und sich nun seit Jahren nichts mehr zu sagen hat. Schweigen diese, ist das auch erstmal kein Problem, doch bei einigen habe ich mich schon mehrfach gefragt: WTF ist mit dir passiert?! Diese Leute teilen auf einmal Fotos von verstümmelten Tieren, Deutschlandflaggen oder tragen quasi täglich einen öffentlichen Kampf mit ihrem Paketdienst, irgendeinem Amt oder gleich mit der gesamten Menschheit aus.

Als könnten die sozialen Medien nicht schon so genug stressen, ärgere ich mich so zusätzlich über derlei Inhalte. Aber auch hier schleicht sich immer der Gedanke ein: Vielleicht kommt ja mal wieder ein guter Inhalt, vielleicht wird es wieder so cool wie früher und vielleicht brauche ich den Kontakt ja doch noch einmal? Aber ganz ehrlich: Nein.

Klar gibt es in den sozialen Medien ausgereiftere Filtermechnaismen, klar baue ich mir so nur weiter die Filterblase aus. Aber warum sollte ich an etwas oder jemandem klammern, dem ich in der echten Welt auch schon längst aus dem Weg gegangen wäre? Mit dem ich eben nicht mehr das Zugabteil teilen würde und dessen Inhalte ich nicht einmal mehr beim Warten auf den nächsten Bus lesen möchte?

Öfter mal entfolgen

Versteht mich nicht falsch: Ich finde auch, man sollte immer die Augen nach neuen, interessanten Inhalten offen halten, nach neuen Kontakten und spannenden Gesprächen, aber dafür braucht es keine alten Zöpfe als Ballast.

Darum mein Vorsatz für weniger Stress im Alltag: Öfter mal entfolgen, entliken und deabonnieren.

Wie geht ihr mit all zu nervigen Accounts um – und werdet ihr mir nach diesem Text auch entfolgen?

Über den Autor

Frank Krause

Fernseh- & Internetnerd, Newsjunkie und nebenberuflicher Twitterer. Immer fasziniert von dem, was mit den Medien möglich ist - und enttäuscht davon, was sie dann tatsächlich tun. Frank Krause schreibt über die Licht- und Schattenseiten eines Business, das ihn seit seiner Jugend unendlich fasziniert.

3 Kommentare

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    Hallo Frank, dein Beitrag spiegelt genau meine Ansicht wieder. Auch ich entfolge in letzter Zeit immer mehr Leuten, die anfangs richtig interessant waren. Mittlerweile automatisieren sie alle ihre Postings und das zwischenmenschliche ist irgendwo auf der Strecke geblieben.. So bleiben mir letztendlich zwei Möglichkeiten: Entweder stummschalten oder entfolgen. Die letztere Möglichkeit halte ich dann für wesentlich sinnvoller ?

    Ich bin niemand, der bei jedem Windstoß die Richtung ändert und bleibe treu bei jedem Follower – jedoch nur solange, bis die Postings anfangen sich wie eine Dauerwerbesendung zu wiederholen. Das muss ich mir echt nicht antun.

    Zudem bringen neue Kontakte frischen Wind in das tägliche Miteinander und auf diesem Wege habe ich schon recht interessante Leute kennen gelernt.
    LG Tina

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    Mir geht das ganz ähnlich.

    Bei Facebook mache ich mir in letzter zeit immer öfter die Mühe, eine Seite zu entliken. Mich nervt das einfach, wenn Inhalte gepostet werden, die ich gar nicht mit der Marke in Verbindung bringe. Damit meine ich noch nicht einmal so Affliate-Ungeheuer wie oben, aber auch so Meme-Schleudern im Fernsehbereich. ProSiebenSat.1-Seiten habe ich beispielsweise auch entliket, weil es stellenweise nur noch um Sexpraktiken ging.

    Bei Facebook-Freunden halte ich es schon immer so, dass ich gar nicht jeden annehme, nur weil wir uns mal in der Uni oder anderswo über den Weg gelaufen sind. Dadurch habe ich da schon immer eine recht gute Kontrolle auch bei den Inhalten – und wenn doch mal jemand über die Stränge schlägt, dann abonniere ich auch ab oder hinterfrage die „Freundschaft“ mal.

    Bei Twitter habe ich neulich deutlich aufgeräumt und über 200 Accounts unfollowed. Manche Leute waren einfach nur noch aus Gewohnheit drin, manche sind durch irgendwelche Nachrichtenereignisse in meine Timeline gekommen, so einige Journalisten letztes Jahr beim Militärputsch in der Türkei. Langfristig war das für mich aber einfach nicht relevant genug – und irgendwo auch belastend. Seit ich die Zahl verringert habe, ist es wieder deutlich angenehmer – durch ein Aussortieren vieler Journalistenaccounts und Nachrichtenmarken auch an Eilmeldungstagen, weil sich nun nicht mehr alles mehrfach überschlägt und zur Eilmeldung aufgebauscht wird. Geholfen hat da aber auch die neue Mute-Funktion bei Twitter.

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    So eine Entfolgerei habe ich gerade hinter mir und es wirkte wirklich befreiend. Manchmal nimmt man ja Freundschaftsanfragen an, weil man gemeinsame Freunde hat. Aber ich vermute, auch diese sind auf einen solchen Troll reingefallen.
    LG
    Sabienes

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